Sonderheft 1, März 2004
Was sieht man, wenn man heute einen Blick zurück auf die österreichische Filmlandschaft der letzten Jahre wirft? Lässt sich im Zuge so mancher Festivalerfolge heimischer Produktionen zwischen Cannes und Venedig, die dem österreichischen Film auch international zu erhöhter Aufmerksamkeit verhalfen, eine Aufbruchsstimmung ausmachen? Sieht man sich tatsächlich einer neuen Generation von FilmemacherInnen gegenüber, die sich eine neue Form des Erzählens im Kino zu Eigen machen konnte? Oder stößt man in erster Linie auf strukturelle und wirtschaftliche Missstände, die hierzulande nach wie vor eine kontinuierliche Arbeit mit dem Medium Film nicht nur erschweren, sondern teilweise sogar unmöglich machen?

Diese Fragen sollen im vorliegenden Band zur Sprache kommen. kolik.film Österreichisches Kino versammelt, in der Tradition der Sondernummer der Filmzeitschrift Meteor von 1998, AutorInnenbeiträge zum aktuellen Stand der österreichischen Filmkultur. Anlass für dieses Publikationsprojekt war nicht zuletzt die willkürliche politische Einflussnahme auf die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, welche die öffentliche Auseinandersetzung mit Letzterem im vergangenen Jahr bestimmte.

Wir wollen mit diesem Band eine kritische und reflexive Bestandsaufnahme vornehmen – und damit, abseits der Tagesaktualität, von filmpublizistischer Seite ein Zeichen der Nachhaltigkeit setzen. Das heimische Kino bedarf nicht nur eines nationalen Festivals, welches das Vertrauen der Filmschaffenden genießt. Überdies – und unabhängig davon – muss es eine fortgesetzte ästhetische wie politische Diskussion geben, die unserer Ansicht nach erst die Lebendigkeit einer Filmkultur garantiert.

Im Mittelpunkt des Interesses dieses Sonderbandes stehen Paradigmen der Spielfilmrezeption ebenso wie Tendenzen im dokumentarischen Bereich, Interferenzen zwischen Film, Video und Kunst, aber auch wirtschaftlich-politische Zusammenhänge, die eine Filmkultur erst hervorzubringen vermögen. Diesen Beobachtungen und Analysen stehen Einschätzungen von internationalen AutorInnen und FilmveranstalterInnen gegenüber, womit das scheinbar Vertraute auch innerhalb eines größeren Spektrums betrachtet werden soll.

Die Redaktion - Wien, März 2004

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