Nicht erst seit der Oscar-Verleihung wähnt sich das etablierte Industriekino Hollywoods in einer Krise. Rendite und Renommee fahren dafür jene ein, die man gerne unter dem Sammelbegriff US-Independents subsumiert. Der Frage, inwieweit dieses Label überhaupt noch zutrifft, widmet sich eines der Dossiers dieses Ausgabe. Mit besonderem Augenmerk auf Produktionen,die weniger fern von Hollywood als an seinen Rändern entstehen - von den Smart Comedies des Drehbuchautors Charlie Kaufman über neue Arbeiten von und mit George Clooney bis hin zu Filmen von jungen, viel versprechenden Newcomern wie Richard Kelly und Andrew Bujalski.
Wie der Film im Ausstellungskontext vorkommt, warum Peter Kubelka DVD-Fassungen seiner Filme ablehnt und warum eine aktuelle Kunstausstellung sich
„Kino wie noch nie“ nennt, erfahren Sie in diesem Heft im Dossier zur Filmvermittlung. Apropos DVD - das aktuelle Speicher- und Abspielmedium Nummer eins fürs Heimkino wird ab dieser Ausgabe auch in kolik.film eine Rolle spielen. Zum Auftakt hat Marc Ries über das Phänomen des „Menüs“ nachgedacht,und die Redaktion drei aktuelle Veröffentlichungen am Rande des Marktes gesichtet. Einer, der das Kino von der Philosophie her kommend reflektiert, begleitet und für sein Denken produktiv macht, ist der Franzose Jean-Luc Nancy. Sein Essay Evidenz des Films - Abbas Kiarostami ist Ende 2005 auch in deutscher Übersetzung erschienen. Dies nehmen wir zum Anlass für eine Vorstellung von Nancys (Kino-) Philosophie im Kontext französischer Gegenwartsphilosophie sowie für eine Lektüre von Evidenz des Filmsund dessen wesentlich blicktheoretischer „Pointe“.
Das österreichische Kino hat uns diesmal zu grundsätzlicheren Betrachtungen animiert: In Fortsetzung einer Auseinandersetzung, die in kolik.film #1 vor bereits zwei Jahren begonnen hat, widmen sich zwei Gespräche dominanten Erzählweisen im heimischen Filmschaffen, um dieses in einem größeren, internationalen Kontext zu begreifen. Außerdem lesen Sie ein längst fälliges Porträt des Dokumentaristen Michael Pilz sowie aktuelle Rezensionen.
Nebst den bereits erwähnten DVD-Rezensionen bietet das Vermischte zum Abschluss noch eine Auswahl aktueller Buch- und Filmbesprechungen, in denen es
etwa um den slowenischen Philosophen Slavoy Zizek, den Dokumentaristen Thomas Heise oder den deutschen Dokumentarfilm vor 1945 geht.
Die Redaktion - Wien, März 2006