Sonderheft 10, Oktober 2008
Ihre Filme sind einer gewissen Einfachheit verpflichtet, aber keinerlei dogmatischen Reinheitsgeboten unterworfen. Sie arbeiten mit kleinen Teams,wenig Technik und nichtprofessionellen DarstellerInnen. Ihre fragmentarischen Erzählungen haben tendenziell den Charakter von Beobachtungen, in denen eigenwillige Figuren, häufig Einzelgänger, im Mittelpunkt stehen. Und wenn man angesichts von Wäldern, Wüstenpanoramen und verschneiten Landschaften in den Filmen „zurück zur Natur“ assoziiert, dann liegt man nicht ganz falsch. Der Katalane Albert Serra, der Argentinier Lisandro Alonso und der Portugiese Miguel Gomes – alle drei haben auf der dies-jährigen Quinzaine in Cannes neue Arbeiten präsentiert – stehen für eine neue Generation radikalen Kinos, das sich an keine Vorgaben hält und ökonomische Rentabilität hintanstellt. Genügend Gründe also, um sich diesen Filmemachern über drei unterschiedliche Textsorten – ein Interview, ein Drehtagebuch und ein Feature – auch in der kolik.film10 anzunähern.

Nicht weniger unverwechselbar ist der französische Regisseur und Autor Arnaud Desplechin. Sein Kino zeichnet sich durch einen Reichtum an Stilen und Melodien aus, durch ein lässiges Negieren klar gezogener Gattungslinien. Anlässlich seines neuen Films, des starbesetzten Familiendramas Un conte de noël,haben wir einen genaueren Blick auf sein Schaffen geworfen.

Das dritte Dossier verlässt die Welt des Kinos: Fernsehserien aus den USA und Großbritannien gelten heute vielen als die bessere, intelligentere, experimentellere Alternative. Diesem Phänomen gehen wir nicht nur in Form von Empfehlungen bekennender Serien-Fans nach (siehe auch die Dossier-Einführung).

Mit der Rubrik „Vermischtes“ liefern wir wie gewohnt Nachbetrachtungen und Bestandsaufnahmen zu Kinematografien oder hartnäckigen Einzeltätern: Der französische Dokumentarist Raymond Depardon hat den dritten und letzten Teil von Profils paysans, seiner Annäherung an bäuerliches Leben fertig gestellt – Anlass für eine Rückschau auf das Gesamtprojekt. Wie es um die Filmkultur in Großbritannien bestellt ist, kann man in diesem Heft ebenfalls nachlesen. Ein weiterer Beitrag erinnert an die lange übersehene vierten Generation chinesischer Filmemacher, gleich mehrere AutorInnen setzen sich mit der heimischen Filmproduktion und speziell mit aktuellen Dokumentarfilmen auseinander.

Für den Rezensionenteil wurden Neuerscheinungen über Steven Spielberg, von David Mamet und zum französischen Filmemacher, Autor und Filmtheorie-Pionier Jean Epstein gelesen sowie DVD-Veröffentlichungen von Lee Chang-dong, Charles Burnett und zum klassischen britischen Dokumentarfilmschaffen gesichtet.

Die kolik.film erscheint zweimal jährlich gedruckt auf Papier.

Unser nächstes Heft erscheint im März 2009.

Die Redaktion - Wien, Oktober 2008

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