Sonderheft 19, März 2013

Die Filmförderstrukturen in Österreich werden von Nicht-ÖsterreicherInnen oft neidvoll betrachtet und im Inland häufig kritisiert. Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man einerseits Erfolge und Präsenz österreichischer Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilmproduktionen im internationalen Kino- und Festivalgeschehen im Blick hat. Andererseits aber auch weiß, dass sich das Fördergebaren, gerade bei Mittel- und Kleinproduktionen, in den letzten Jahren nicht nachhaltig verbesserte, obwohl gerade dieses Segment einen ganz wesentlichen Teil dieser Erfolgsgeschichte darstellt. Wenn man im weiteren der Tatsache berücksichtigt, dass österreichische ProduzentInnen so gut wie kein Marktrisiko tragen und österreichische Filme großteils zu 100 Prozent aus öffentlicher Hand finanziert werden, dann lässt sich mit Monika Mokre und ihrem Grundsatztext schließen, dass Filmförderung in diesem Land wohl vermehrt unter kulturpolitischen und nicht unter wirtschaftspolitischen Fragestellungen zu diskutieren wäre. Gunnar Landsgesell nimmt in der Folge einzelne österreichische Fördermodelle unter die Lupe. Ergänzend dazu haben wir drei ehemalige Beiratsmitglieder von ÖFI, BMUKK und FFW befragt.

Österreichische Produktionen, die wir ausführlicher vorstellen, sind die Arbeiten der Experimentalfilme-macherin Michaela Grill, Daniel Hoesls Spielfilmdebüt Soldate Jeanette, der Dokumentarfilm Il Metodo Cubano von Gabriele Hochleitner und Timothy McLeish und zwei experimentelle Spielfilme der bildenden Künstlerin Constanze Ruhm – allen gemeinsam ist, dass sie als Low-Budget-Produktionen zustande kamen beziehungsweise mit Förderung durchs BMUKK sowie einzelner Bundesländer. Gelder der „großen“ Institutionen haben in dieser Auswahl einzig Anja Salomonowitz’ kämpferische Dokumentation Die 727 Tage ohne Karamo und die dokumentarische Milieustudie Schlagerstar von Antoniazzi/Stadlober erhalten.

US-Regisseurin Kathryn Bigelow ist unser zweiter Schwerpunkt gewidmet. Die Kontroverse um die politische Agenda ihres jüngsten Films Zero Dark Thirty, der von der Jagd der CIA nach Osama bin Laden handelt, wird seit Jahresbeginn tagesaktuell von politischen Kommentator-Innen ausgefochten. Sven von Reden hat sich – nicht nur vor diesem Hintergrund – genauer mit Bigelow und ihrem Drehbuchautor Mark Boal beschäftigt. Im Gespräch mit Peter Keough kommt die Filmemacherin selbst zu Wort. Christian Höller stellt Bigelows weniger bekannte Kollaborationen und Projekte in der New Yorker Kunst-Szene der 1970er-Jahre vor. Abschließend hat Esther Buss einen Rundgang durch die Kinofilme der Regisseurin unternommen.

Weiters im Heft: eine vergleichende Lektüre von Django Unchained und Lincoln, ein Werkporträt der französischen Regisseurin und Aktrice Noémie Lvovsky, Notizen zu Filmen von Thomas Heise sowie ein Gespräch mit João Pedro Rodrigues und (historische) letzte Worte von Nagisa Oshima.

Unser nächstes Heft erscheint im Oktober 2013.

Die Redaktion - Wien, März 2013


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