Liebe Leser*innen,
Sie halten Heft 42 der kolik.film in Händen. Es ist nunmehr die dritte Ausgabe, nachdem die Redaktion zwei kleine Rochaden durchlebt hat. Nach dem Rückzug der beiden lang- jährigen Redakteur:innen Dominik Kamalzadeh und Isabella Reicher rückten Bianca Jasmina Rauch und Sebastian Höglinger ins Team nach. Die beiden Erstgenannten bleiben der kolik.film erfreulicherweise als Autor:innen verbunden – so auch schon in dieser Ausgabe. Es bleibt dynamisch.
„Extremely Unique Dynamics“ heißt auch ein Dossier dieser Ausgabe. Wir blicken darin auf Freundschaft im weitesten Sinn, auf Neo- oder Quasi-Buddy-Movies und ihre mehr oder weniger gelungenen Brechungen von Rollenzuweisungen, auf ihr Spiel mit vermeintlich selbstverständlichen Genderzuschreibungen und den allgemeinen Ver- wirrungen von Beziehungskonzepten.
Ein Stück weit schließen die Filme von Sean Baker daran an, dessen jüngster Film Anora heuer beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Unsere Autor:innen widmen sich Bakers Blick auf geografische wie soziale Peripherien und seinen frühen Grenzgängen und TV-Experimenten im Kontext von Greg the Bunny – Stichwort „extremely unique“.
Dass „das Archiv unser historisches Apriori ist“, die Bedingung der Möglichkeit historischen Wissens, hat Michel Foucault bereits vor geraumer Zeit festgestellt. Jacques Derrida hat diese Bestimmung später um den Gedanken erweitert, dass das Archiv zugleich voller Auslassungen, Lücken und Leerstellen ist: Die Vergangenheit, wie sie gewesen ist, lässt sich daraus nicht rekonstruieren. Dies gilt erst recht für Archive, die (bewegte) Bilder und Töne aufbewahren. Das gleichnamige Dossier versammelt Beispiele für eine notwendig unabgeschlossene „Arbeit am Archiv“, die von der Auseinandersetzung mit einem Zufallsfund über die Suche nach dem, was auch hätte möglich sein können, bis zur Archivierung der Gegenkultur reichen.
Wie immer kommen bei uns Neuheiten aus der österreichischen Filmlandschaft nicht zu kurz, während die Texte unseres vermischten Teils die Auseinandersetzung mit der Beziehung des Menschen – vor und hinter der Kamera – zur Wirklichkeit und zu alternativen Lebens- und Schaffensräumen eint.
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Die Redaktion Wien, im Oktober 2024