Im digitalen Medienmagazin Medienwoche war kürzlich unter dem Titel „Das Geld reicht nicht für alle“1 zu lesen, dass sich die renommierte NZZ zurzeit zwar etliche Neuzugänge oder auch die Expansion nach Österreich leistet: „Vom Geldsegen verschont bleiben indes die freien Mitarbeiter: 140 Franken (= 115 Euro) für 6.000 Anschläge gibt es für einen Feuilleton-Artikel.“ Das ist nur noch doppelt so viel, wie die kolik.film für einen Text dieser Länge anbieten kann – und es könnte uns als gemeinnütziges Nischenmedium anspornen, an einer Erhöhung unseres Honorarsatzes zu arbeiten.
Dass sich (nicht nur) die ökonomischen Rahmenbedingungen auch für Filmkritiker(innen) rapide verschlechtern, haben wir im Vorwort der letzten Nummer bereits angemerkt und im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit europäischen Kolleg(inn)en unter dem Titel Film critics – an endangered species? beim Filmfestival Crossing Europe vertieft. Fürs neue Heft haben wir der Lage der Filmkritik nicht nur unter dem Eindruck konkreter Einschnitte (seit Beginn dieses Jahres wurden in mehreren österreichischen Tageszeitungen fixe Mitarbeiter(innen) in den Filmredaktionen reduziert beziehungsweise nicht im selben Umfang nachbesetzt) einen Schwerpunkt gewidmet. Dazu haben wir drei hier arbeitende Filmkritiker(innen), eine Philosophin und eine Festivalmacherin in Wien zu einem Krisengespräch um einen Tisch versammelt. Bezugspunkt hierfür waren auch Debatten anderswo: So haben Kolleg(innen) vom Verband der deutschen Filmkritik ein Flugblatt für aktivistische Filmkritik verfasst und zur Unterschrift aufgelegt:
Zwei der Verfasser(innen), Frédéric Jaeger und Dennis Vetter, haben wir zu einem weiterführenden Text eingeladen, der gewissermaßen den Hintergrund für diese Initiative noch etwas ausleuchtet. In Anlehnung an einen Diskussionsbeitrag in Linz hat Zsófia Buglya einen Text zur wechselvollen Geschichte der Filmkritik in Ungarn beigesteuert, Isabella Reicher erinnert an den Wiener Filmkritiker Hans Winge (1903–1968). „A Conversation Piece“ von Tanja Widmann öffnet schließlich die Perspektive hin aufs Kunstfeld und seine „kommunikative Praxis“.
Danach tun dann Sveinung Wålengen und Michael Pattison das, wozu dieses Heft auch da ist: Sie schreiben über Filme und ihre Macher, über den Schweden Ruben Östlund und den Franzosen Bruno Dumont, die dieses Jahr schon für Aufsehen sorgten. Den Schwerpunkt zum österreichischen Kino eröffnet Elfriede Jelinek mit einer Würdigung von Peter Kern. Weiters wird Yvette Löckers jüngster Dokumentarfilm Wenn es blendet, öffne die Augen genauer betrachtet, sowie vier neue Spielfilmproduktionen: Amour Fou von Jessica Hausner, Macondo von Sudabeh Mortezai, Ich seh ich seh von Veronika Franz/Severin Fiala und Risse im Beton von Umut Dag. Außerdem haben wir ein ausführliches Gespräch mit der Filmkünstlerin Moucle Blackout geführt.
Alejandro Bachmann und Vrääth Öhner werfen einen Blick auf Dokumentarfilme, die mit Amateurmaterial arbeiten. Barbara Wurm hat sich mit dem deutschen Filmemacher René Frölke unterhalten. Rezensionen gelten – neben der DVD von Peter Liechtis Vaters Garten – lesenswerten Neuerscheinungen zu Hou Hsiao-hsien, George Kuchar und Joseph Cornell.
Unser nächstes Heft erscheint im März 2015.
Die Redaktion - Wien, Oktober 2014